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Wie ein Land eine Band inspiriert. Arcade Fire und Haiti.

Wie ein Land eine Band inspiriert. Arcade Fire und Haiti.

Es gibt Orte auf dieser Welt, die stärker von Musik geprägt sind als andere. Nashville, Manchester, Memphis sind nur einige, die einem dabei spontan einfallen. Und dann gibt es den karibischen Inselstaat Haiti. Die kleine Republik ist leider eher durch Armut, politische Unruhen Naturkatastrophen bekannt, als durch die kulturelle Vielfalt und die Musik.

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Dabei ist Haiti schon alleine historisch bedingt beeinflusst durch die unterschiedlichsten Kulturen. So findet man unter anderem französische, afrikanische und spanische Einflüsse, die die unterschiedlichsten musikalischen Stile geprägt haben. Aus dem wohl bekanntesten Stil als Basis, dem Merengue haben sich weitere Genres wie der kreolische Hip Hop oder auch Rara, eine Festival Musik, die zu Straßen Prozessionen gespielt wird, entwickelt. Percussion Instrumente und Trompeten sind typische Instrumente die gespielt werden, während man musizierend und tanzend durch die Straßen marschiert.

Wie sehr man von einem bestimmten Ort, einer bestimmten Gegend musikalisch geprägt sein kann, zeigen Arcade Fire. Die Verbundenheit zu diesem Land kommt bei der Kanadischen Band nicht von ungefähr. Régine Chassange, die zusammen mit ihrem Ehemann Win Butler den Kopf der Band bildet, hat Haitianische Wurzeln. Ihre Eltern sind vor der Diktatur Duvaliers geflohen, Chassange wurde in Montreal geboren, eine Stadt in der viele Haitianer eine neue Heimat gefunden haben. Schon auf ihrer ersten legendären Platte „Funeral“ widmen sich Arcade Fire in dem gleichnamigen Song „Haiti“. Intensiver könnte Vergangenheitsbewältigung kaum ausfallen. Man hat das Gefühl, dass sich eine Seele öffnet und so den Song zu etwa ganz eindringlichem macht. „Mes cousins jamais nés hantent les nuits de Duvalier “ ein Bezug zu dem Massaker, bei dem auch Verwandte von Chassange umgekommen sind.

Die Liebe und tiefe Verbundenheit zu diesem Inselstaat hat sich mittlerweile auf die ganze Band übertragen. Bevor das Album Reflektor aufgenommen wurde, ist die ganze Band 2011 nach Haiti gereist. Hat dieses Land aufgesogen, mit all seinen Facetten. Im Sinne von Geben (wir lassen euch etwas von unserer Musik da) und Nehmen (dafür nehmen wir etwas von euer Musik mit) haben Arcade Fire direkt mal ein Konzert dort gespielt. In Cange, mitten in den Bergen, wo man zuvor sicherlich noch nie so eine Band gesehen und so eine Art von Musik gehört hat. Aber so ist Arcade Fire, sie machen einfach ihr Ding und nicht das was man von einer Band erwartet, die mitunter als beste Live Band der Welt gefeiert wird. Warum spielt man an einem Ort mitten im Nichts? Weil dort das Headquater der Hilfsorganisation sitzt, die man unterstützt. Und so wird eine Soundanlage aus der Hauptstatt Port-au-Prince angekarrt, die erst mal nicht funktioniert. Dann ist man aber doch bereit auf einer Holzbühne mitten auf einem Fußballfeld zu spielen. Nicht nur für die Band ein einmaliges Erlebnis. Wie emotional und einzigartig obwohl auf den ersten Blick absurd dieser Event war, zeigt der Bericht von Regine. 2014 ist die Band dann zurück gekehrt nach Haiti, um im Rahmen ihrer Welttournee ein Konzert am „Artist Institue“ in Jacmel zu spielen und natürlich um dem Carnival beizuwohnen.

Ihre 2014 erschienen Platte Reflektor und die dazugehörige Tour zeigen, wie sehr die Band von ihrem ersten Aufenthalt in Haiti beeinflusst wurde. Kultur und Musik finden sich stilprägend in vielen Songs wieder und gehen Hand in Hand mit den Disco-Klängen, die von LCD Soundsystem Frontman  und Mastermind James Murphy dazu gemischt wurden.

„We wouldn’t have been able to make this album without Haiti.“
(Win Butler)

Besonders deutlich wird das bei  dem Song „Here Comes The Nighttime“ Wenn Win Butler singt   „Yeah, heaven’s a place… it’s behind the gate, they won’t let you in, they’ll send you to Guantanamo Bay, Cuba, particularly if your boat seems to be coming from Port-au-Prince, Haiti.“ Dazu baut sich ein akustisches Chaos auf, das stark nach Rara klingt und in schierer Ekstase endet. Live findet dieser Part seinen Höhepunkt  in Konfettiregen und wildem Gespringe und Getanze. So ausgelassen und befreiend, wie das meist nur in anderen Kulturen zelebriert wird. Live wird der Sound von zwei Haitianischen Bongo Spielern unterstützt, die Win auch gerne mal bei seinen legendären DJ Gigs dabei hat. Natürlich dürfen auch die typischen Cowbells und Bläser nicht fehlen, die stilprägend für die karibische Musik sind. So manch glücklicher Fan konnte sogar erleben, wie Arcade Fire in bester Straßen Paraden-Manier musizierend durchs Publikum zog, bevor sie ihre Plätze auf der Bühne einnahmen.  Und auch die Outfits und Bemalung der Gesichter –insbesondere das von Win Butler- haben einen starken farbenfrohen Anklang an die Kostümparaden in Port-au-Prince.

Arcade Fires‘ Verbundenheit mit Haiti geht allerdings weit über die Musik hinaus. Seit Jahren engagiert sich die Band aktiv  für die Organisation Partners In Health. Nicht nur dass die Band immer wieder Aufmerksamkeit auf die Missstände in diesem Land lenkt, mittlerweile haben sie beachtliche Beträge an die Organisation gespendet.  Wie einfach es eigentlich ist, mit Musik große Spendensummen zu generieren und dabei noch die Fans zu involvieren zeigen die vergangenen Touren, bei denen jeweils  $1.00, £1.00 oder  €1.00 pro Ticket gespendet wurde.

Und da Liebe, auch zu einem Land, bekanntlich durch den Magen geht, haben Win und Regine in Montreal gleich mal ein Haitianisches Restaurant mit dem Namen „Agrikol“ eröffnet. Wer also auf Stippvisite in Montreal ist, sollte sich die karibischen Köstlichkeiten nicht entgehen lassen. Aber nicht nur unter die Restaurant Besitzer ist Win Butler gegangen, auch unter die Kaffee Dealer. Er hat eine eigne haitianische Kaffee Sorte: RaRa – Haiti Baptist Kaffe. Von diesem wurde er in den Bergen der Insel inspiriert und auch hier unterstützen die Einnahmen Partners In Health.

Wer also keine Gelegenheit hat, einmal Haiti persönlich zu erleben, kann zumindest mit einer Tasse Kaffee und dem Reflektor Album ein bisschen auf Reisen gehen.

Join me on my Rock n Roll Journey,

Kate Rock

Foto: FMSC

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